Schrottmarktbericht Juni 2020

Kommt mit dem Konjunkturprogramm der so wichtige Aufschwung?

Mit dem weltweiten Abschwung der Wirtschaft durch die Corona-Krise steuern europäische Unternehmen in eine ungewisse Zukunft. Lieferketten sind unterbrochen, die Nachfrage bricht ein und die Aussichten sind alles andere als vielversprechend. Mit dem nun verabschiedeten Konjunkturprogramm soll nun die Gesamtwirtschaft angekurbelt werden. Aber nicht alles hängt vom Konjunkturpaket in Deutschland ab, sondern auch von der wirtschaftlichen Entwicklung in China.

Das Schrottaufkommen hat sich, bedingt durch die schwache Auftragslage der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau, nahezu halbiert. Das wirkt sich nun ebenfalls auf die Stahlindustrie aus. Die Bauindustrie profitiert noch von den derzeitigen Bauprojekten. Neue Bauvorhaben werden erst mal verschoben und somit wird dieser Sektor erst später von der Corona-Krise betroffen sein.

Die Stahlschrottpreise haben sich diesen Monat um € 5,00/t bis € 20,00/t abgeschwächt, je nach Sorte und Abnehmerwerk. Die italienischen Stahlwerke verzeichneten die größten Abschläge. Einige Werke haben sich auf wenig Menge und wenige Stahlschrottsorten beschränkt. Altschrott und Stahlspäne sind die gefragten Sorten. Neuschrott lässt sich nur schwer absetzen. Aber davon fällt derzeit produktionsbedingt auch am wenigsten an. Die Betonstahlhersteller stehen in einem starken Wettbewerb zueinander, was zu fallenden Preisen für Betonstahl führte. Im Vergleich dazu halten sich die Stahlschrottpreise immer noch auf einem relativ hohen Niveau. Angebot und Nachfrage regeln hier den Preis.

Aussichten

Sollte sich die Auftragslage der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau nicht bald erholen, werden auch die Stahlwerke ihren Bedarf weiter zurückfahren, was sich negativ auf die Stahlschrottpreise auswirken wird. Die anstehenden Werksferien in einigen Bundesländern werden die Nachfrage nach Stahlschrott begrenzen. Die italienischen Verbraucher haben für August bereits ihre Werksschließungen angekündigt. Die Stahlschrottpreise könnten sich somit weiter abschwächen. Die türkischen Verbraucher haben ihren Schrotteinkauf für Juli im Tiefseemarkt gedeckt. Laut Argus ist die Betonstahlnachfrage im Inland zum Ende des Monats rückläufig. Das Schrottangebot sei hoch, so dass die türkischen Werke ihre Preise revidieren werden.

Legierter_Schrott

Legierter Schrott

Trotz steigender Nickel Notierungen an der Londoner Metallbörse auf aktuell US$ 12.600,00 fallen die Preise für Chrom-Nickel-Schrotte. Die Nachfrage der Werke hat sich stark reduziert. Der Produktionsrückgang liegt bei ca. 20 %. Zugleich ist die Nachfrage nach Edelstahlprodukten aktuell sehr schwach, insbesondere in den USA und in der EU. Um die hohen Nickelnotierungen zu umgehen, wurden die Nickelinhaltspreise auf derzeit 60 % zurückgenommen. Trotz einer Knappheit an legierten Schrotten zeigen die Werke kein Kaufinteresse. Auch aus dem asiatischen Raum kommen aktuell wenig Impulse, da auch dort der Corona-Virus die Wirtschaft lahmgelegt hat und damit auch den internationalen Schiffsverkehr. Die Frachtraten sind dadurch ordentlich gestiegen und machen den kleinen Teil an Überseegeschäften uninteressant. Anstehende Werksferien im Juli, bei einer derzeit schwachen Auftragslage, beflügeln die Nachfrage nicht wirklich. Die Läger werden eher ab- als aufgebaut. Trotzdem erwarten Analysten, dass sich die Preise im III. Quartal erholen werden.

Aluminium

Aluminium

Der Absatz für Primär-Aluminiumschrotte ist weiterhin sehr begrenzt, was unmittelbar auf die Abhängigkeit der Branche von der Automobilindustrie zurückzuführen ist. Da die Auftragslage, bedingt durch Corona, noch einmal deutlich zurückgegangen ist, wird hier mit einer Erholung erst nach den Sommermonaten gerechnet. Auch im Sekundärbereich ist die Nachfrage nach Blöcken auf sehr niedrigem Niveau. Sekundärschrotte lassen sich zwar besser absetzen als Primärqualitäten, aber alles bewegt sich nach wie vor auf einem weiterhin sehr schwachen Preisniveau.

Kupfer

Buntmetalle

Die Kupferkurse haben seit der letzten Berichterstattung weiter zugelegt und scheinen ihre Erholungsrallye seit dem Absturz im März fortzusetzen. Zum Wochenauftakt handelt Kupfer bei gut US$ 5.800,00. Die Welt beobachtet die Verbreitung des Corona-Virus in Südamerika, da sich hier viele Kupferminen und Kupfer-Raffinadeproduktionen befinden. Die chilenischen Minen haben ihre Produktion zwar nicht eingestellt, aber durch die ergriffenen Maßnahmen scheint diese doch sehr eingeschränkt zu sein. Mittlerweile produzieren auch die Schmelzbetriebe in China wieder mehr Kupfer. (Commerzbank 22.06.2020) Am deutschen Kupfermarkt ist es nach wie vor ruhig. Eine Erholung der Geschäftslage sei noch nicht in Sicht, sagen Marktbeobachter. Die Kurse sind mit Vorsicht zu genießen, da die Märkte in Corona-Zeiten sehr unsicher und nicht verlässlich sind.